Die stadträumlichen Typologien


Konzept


Das Zentrum von Weil der Stadt ist baulich und stadträumlich nach wie vor stark geprägt durch seine historische Form. Über die Jahre haben sich mehr oder weniger prägnante Grenzen unterschiedlicher Qualität zu den angrenzenden Stadtgebieten erhalten, wobei sich die Kernstadt selbst nach eigenen Regeln weiterentwickelt und verändert hat. Erkennbar ist deutlich, dass Um- und Neuplanungen von Gebäuden ebenso wie Freiraumplanungen bisher häufig keinem übergeordneten Gesamtkonzept folgten. Die vorliegende Planung soll ein Leitbild für zukünftige Veränderung entwickeln. Im Mittelpunkt des Entwurfs stehen hierbei die vorhandenen Potentiale der Stadt, die momentan wenig oder gar nicht zur Geltung kommen. Diese gilt es zu entdecken und zu interpretieren, um sie für die zukünftige Entwicklung nutzbar zu machen. Bei der Betrachtung der bestehenden Stadtstruktur ergeben sich zwei Themenschwerpunkte: Es gibt einerseits die Gebäude- und Freiraumstruktur innerhalb der historischen Stadtmauer, die einer ganz eigenen Logik folgt. Andererseits wird diese durch eine Art Band mit sehr heterogenem Charakter umschlossen, welches nicht zuletzt die Verknüpfung der Kernstadt mit den umliegenden Stadtgebieten zur Aufgabe hat.

Neue Altstadt


Die Grundlage für den Entwurf bildet die Interpretation des Bestandes. Dieser zeichnet sich aus durch eine räumlich und programmatisch prägnante Struktur von städtischen Aktivitätszonen in den Bereichen der Pforzheimer, Stuttgarter und Badtorstraße einerseits und sehr kleinteiligen und räumlich differenzierten Wohnbereichen andererseits. Das vorliegende Konzept greift diese Gliederung auf und schlägt Umstrukturierungen zur Qualifizierung dieser interessanten städtebaulichen Typologien vor.
Die Bereiche der Pforzheimer, Stuttgarter und Badtorstraße bilden auch in Zukunft die Hauptaktivitätszonen in Weil der Stadt. Ihre räumlichen Charakteristika wie großzügige Platzbereiche, weite Blickbeziehungen und geschlossene Raumkanten werden bei zukünftigen Planungen gestärkt. Der zentrale Bereich der Stuttgarter Straße wird als wichtiger öffentlicher Raum nach Norden aufgeweitet und durch Öffnungen und Neubauten neu definiert. Es entsteht ein neuer Stadtraum, der im Norden und Süden durch eine geschlossene Bebauung eingefasst wird und einzelne Gebäudegruppen mit stark frequentierten Erdgeschossnutzungen als öffentlicher Raum umschließt. Prägende historische Gebäude wie die Kirche St. Peter und Paul oder der ehemalige Hirsauer Pfleghof werden freigeschält und besser erlebbar. Es entsteht somit auch eine neue Fußverbindung parallel zur Stuttgarter Straße entlang neuer und bestehender öffentlicher Nutzungen.

Die Wohnquartiere hinter den aktiven Kanten des zentralen Stadtraums zeichnen sich besonders durch ihre räumliche Differenziertheit aus. Gassen, Gebäude, Höfe und Gärten lassen eine Vielzahl von unterschiedlichen räumlichen Situationen und Atmosphären entstehen. Hier sollen auch in Zukunft nicht Raumkanten geschlossen oder Grenzen hart gezogen werden. Die Qualitäten dieser Quartiere liegen in ihrer Offenheit und den differenzierten Übergängen von Öffentlich zu Privat. Folglich fügen sich zukünftige Planungen typologisch in diese Strukturen ein. Offene Bauweise, Erschließung über einen Hof und private Gärten bilden wichtige Bausteine bei zukünftigen Planungen.

Die grüne Stadtkrone


Die historische Altstadt ist im Osten von der gut erhaltenen Stadtmauer und einem grünen „U“ eingefasst. Dieser Zentrumsnahe Grünraum wird als Natur- und Bewegungsraum durch eine neue Gestaltung qualifiziert. Durch die erweiterte Hainbuchenhecke erhält der Bereich einen Schutz vor den teils viel befahrenen Straßen und stark frequentierten Parkplätzen. Neue Fuß- und Radwege verbessern die Verknüpfung mit den umliegenden Stadtgebieten. Im Süden und Westen ist der Stadtrand momentan von stark befahrenen Verkehrswegen und aufgelockerter Bebauung geprägt. Dieses Konzept sieht die langfristige Weiterentwicklung des „U“ zu einem freiräumlichen „O“ vor, welches als Fußverbindung die gesamte Innenstadt entlang der historischen Stadtmauern umschließt. Über eine neue Fußgängerbrücke über die Bahngleise werden die westlich angrenzenden Stadtgebiete angebunden.

Strukturplan 1:2000






Gestaltungsplan 1:1000


Wohnbebauung als Doppelhäuser an der Stadtmauer. Grundrisse EG


Wohnbebauung als Reihenhofhäuser an der Stadtmauer. Grundrisse EG